Was ist eine ungesunde Beziehung?
Anzeichen für eine ungesunde Beziehung
Was ist eine ungesunde Beziehung?
Einleitung
Diese Frage habe ich mir früher oft gestellt. Rückwirkend muss ich zugeben, dass ich damals sehr naiv war. Allein dass ich mir diese Frage stellte, zeigte schon das etwas nicht stimmte. Doch ich möchte nicht das Du voreilig Schlüsse ziehst, vielleicht ist es bei dir ja anders.
Du solltest eine Trennung nicht überstürzt aussprechen, du könntest es später sehr bereuen. Vielleicht lassen sich einige Punkte, mit denen du momentan nicht zufrieden bist, in einem direkten Gespräch klären. Viele Streitpunkte lassen sich durch eine ehrliche Aussprache vermeiden. Schon kleine Verhaltensänderungen und Kompromisse können dein Liebesleben maßgeblich verbessern. So lässt sich manche Beziehung retten. Gib daher nicht zu früh auf:
Ich würde dir empfehlen die Vor- und Nachteile deiner Beziehung in einer Tabelle gegenüberzustellen. Was gefällt dir, was gefällt dir nicht. Was raubt dir Energie, wofür bist du deinem Partner dankbar usw. Welche Unterstützung erhältst du von ihm oder ihr? Wie würdest du dich fühlen, wenn dein Partner dich plötzlich verlassen würde? Wärst du traurig, erleichtert oder gar glücklich?
Wichtig ist das Du dir deiner aktuellen Situation bewusst wirst.
Du solltest dich daher fragen:
- Wie du dich in Gegenwart deines Partners fühlst?
- Ob du ihm oder ihr vertrauen kannst?
- Ob du dich auf ihn oder sie verlassen kannst?
- Was deine Lebensziele sind?
- Was eure gemeinsamen Ziele sind?
- Ob ihr euch gegenseitig unterstützt oder gegeneinander arbeitet?
Eigenschaften von gesunden Beziehungen:
In einer gesunden Beziehung fühlst du dich sicher und geborgen. Du kannst dich auf deinen (Lebens)Partner verlassen und ihm völlig vertrauen. Tief in deinem Inneren weißt du, dass er oder sie auch in schwierigen Zeiten für dich da sein wird.
Du brauchst dich nicht zu verstellen. Du kannst dich fallen lassen und ganz du selbst sein. Ihr könnt gemeinsam blödeln und Spaß haben. Kurz gesagt, dir ist es möglich die gemeinsame Zeit in vollen Zügen zu genießen.
Ebenso könnt ihr auch über ernsthafte Themen und Probleme reden. Du weißt, dass dein Partner dich so akzeptiert wie du bist. Natürlich solltest du das selbige tun.
In einer gesunden Beziehung, geht es nicht um das Anhäufen von materiellen Dingen oder Statussymbolen. Ihr seid nicht zusammen, weil ihr Kinder habt oder finanziell voneinander abhängig seid. Ihr seid in einer freiwilligen Beziehung, die es dem anderen ermöglicht jederzeit zu gehen (falls er oder sie möchte).
Du würdest deinem Partner sogar empfehlen los zu lassen und seine Träume zu verwirklichen, selbst wenn es eine Trennung von dir zur Folge hätte.
Ein Spruch besagt: „In einer gesunden Beziehung gibt jeder mehr als er empfängt!“
Du hast nicht das Gefühl etwas fordern zu müssen. Du gibst und unterstützt freiwillig ohne eine Gegenleistung zu fordern. Genau aus diesen Gründen würde sich dein Partner(in) nie freiwillig von dir trennen.
Eigenschaften von ungesunden, schädlichen Beziehungen
Beziehungen die dir nicht guttun, rauben dir hingegen Kraft. Du kannst nicht du selbst sein und musst deine innersten Bedürfnisse und Werte hinten anstellen
Du kannst dich in Gegenwart deines Partners nicht richtig entspannen. Du fühlst dich antriebslos, lustlos, erschöpft und müde. Du ärgerst dich häufig über deinen Partner. Deine Gedanken drehen sich immer wieder im Kreis. Du freust dich nicht mehr auf gemeinsame Aktivitäten, sondern versuchst diese zu vermeiden.
Dies kann sich auch in deiner körperlichen Verfassung z.B. in Verspannungen und Schlaflosigkeit niederschlagen.
Eventuell reagierst du in so einer Situation mit Fluchtverhalten. Du bleibst unnötig lange auf Arbeit, flüchtest dich in unzählige Aktivitäten und Hobbys oder triffst dich mit (Freuden) die du eigentlich gar nicht magst. Kurz Du freust dich nicht auf die gemeinsame Zeit mit deinem Partner.
Bewusst oder unbewusst versuchst du gemeinsamen Aktivitäten aus dem Weg zu gehen.
Du findest für dich wiederholt Ausreden: Warum du ausgerechnet dieses Mal nicht kannst. Falls ihr zusammen wohnt, bist du kaum noch zu Hause. Sobald ein Partner oder Partnerin erscheint, fühlst du dich unwohl. Du verlässt fluchtartig die gemeinsame Wohnung und kehrst erst spät zurück.
Natürlich muss das nicht immer an deinem Partner oder deiner Partnerin liegen. Du solltest dir ehrlich überlegen: Ob du nicht bindungsscheu / bindungsängstlich bist. Dies könnte der Fall sein, wenn es dir bereits in vergangenen Beziehung schwergefallen ist Nähe zuzulassen und dich eng an einen Partner zu binden.
Um zu klären ob oder wie stark du leidest solltest du analysieren:
Wie sich dein Partner verhält und was das in dir auslöst.
Falls du dich bedrängt, verängstigt oder eingeschüchtert fühlst sind das definitiv keine guten Zeichen. Auch wenn dein Partner(in) von dir bedingungslose Liebe und Unterstützung einfordert solltest du vorsichtig sein.
Merke dir: Wenn nur du dich für deinen Partner(in) aufopferst wird dir das langfristig nicht guttun!
Das bedeutet natürlich nicht, dass du deinen Partner nicht unterstützen solltest. Auf absehbare Zeit oder bei Krankheit ist dies durchaus sinnvoll und wünschenswert. Du solltest jedoch (im Vorhinein) überlegen ob dein (Lebens)Partner dasselbe für dich tun würde.
Hilfreich ist wenn du zur Beurteilung Erfahrungen aus der Vergangenheit heranziehst.
Hat sich dein Partner für Unterstützung:
- die du geleistet hast angemessen und ehrlich bedankt?
- oder hat er diese als selbstverständlich angenommen und gar eingefordert?
- Hat er oder sie deine Leistungen heruntergespielt, herabgesetzt?
Wie war es als du Unterstützung brauchtest:
- Hat dein Partner dich gepflegt als du krank warst?
- War er oder sie da, als du Unterstützung und Trost brauchtest?
Ein häufiges Phänomen in ungesunden Beziehung ist Bindungsangst. Bindungsangst basiert auf einem gestörten Verhältnis zwischen Nähe und Distanz. Häufig liegt die Ursache dafür in der Kindheit oder resultiert aus schmerzhaften Erfahrungen vergangener Beziehungen.
Wenn dein Partner oft emotional kühl wirkt und nur selten Nähe zulässt, bist du wahrscheinlich an einen bindungsängstlichen Menschen geraten. Du merkst das z.B. daran wenn dein Partner auf Distanz geht sobald die Beziehung ernster und verbindlicher wird oder dich einengt.
Die vermeidenden Typen, ziehen sich in einer solchen Situation oft für Wochen zurück. Sie sind für dich dann kaum erreichbar oder reagieren auf deine Nachrichten nur mit mehreren Tagen Verzögerung. Während du leidest und dich fragst was du falsch gemacht hast, lassen sie dich im Ungewissen zappeln.
Diese Personen haben in der Vergangenheit oft einen schweren emotionalen Verlust erlitten. Um seelische Verletzungen bei einer erneuten Trennung zu vermeiden, lassen sie nur wenig Nähe zu. Daher bauen sie einen emotionalen Schutzwall vor sich auf. Sobald jemand droht diesen zu durchbrechen nehmen Sie fluchtartig Reißaus. Im Zweifelsfall beenden sie lieber selbst eine Beziehung, um der Trennung (einhergehenden Abweisung) durch ihren Partner zuvorzukommen.
Die vereinnahmenden Bindungstypen leiden hingegen unter starken Verlustängsten. Sie leben in einer ständigen Angst dich bzw. ihren Partner für immer zu verlieren. Um einen möglichen Verlust ihres Partners zu vermeiden klammern sie und engen diesen stark ein. Sie sind eifersüchtig, kontrollierend und sehen andere Personen ihres Geschlechts als Konkurrenz um sich. Potentielle Partner für dich werden systematisch ausgebootet oder schlecht geredet.
Du merkst dies z.B. an Nachfragen, Verhören mit wem du dich getroffen hast. Zum Teil werden dir Verbote ausgesprochen dich mit Freunden, insbesondere mit denen des anderen Geschlechtes zu treffen.
Die Ursache für dieses Verhalten liegt im geringen Selbstbewusstsein / Selbstwert des vereinnahmenden Typen. Er hat das Gefühl nicht gut genug zu sein und mit anderen nicht mithalten zu können. Infolgedessen versucht er dich zu kontrollieren und einzuengen. Die Chancen, dass du einen anderen „besseren“ Partner kennen lernst sollen so vermindert werden.
Ein weiterer und extremer Fall des vereinnahmenden Bindungstypen sind narzisstische Personen. Diese haben oft ein sehr geringes Selbstbewusstsein und versuchen dies geschickt zu verbergen. Ihre Unsicherheiten und Minderwertigkeitskomplexe überspielen sie dadurch, dass sie andere herabsetzen und attackieren. Kleine Schwächen, Unzulässigkeiten oder Fehler werden aufgegriffen und aufgeblasen.
Sie selbst stellen narzisstische Personen als die größten dar. Nach außen hin geben sie sich unfehlbar und unangreifbar. Andere Personen und sei es der eigene Partner werden hingegen erbarmungslos verfolgt, gedemütigt, verurteilt und niedergemacht.
Falls du das Gefühl hast an eine narzisstische Person geraten zu sein, möchte ich dir raten dich intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen. Die Trennung von einem Narzissten kann sehr einschneidend sein und dich über Jahre beschäftigen! Ein Narzisst wird die Rückweisung durch dich als Verletzung des eigenen Egos betrachten und dich schonungslos attackieren. Auf deine seelische und körperliche Gesundheit würde er in seinen Rachegelüsten keine Rücksicht nehmen. Ihm oder ihr fehlt dafür das Einfühlungsvermögen.
Anhänge (Tabellen, Infografiken)
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Aktualisierung: 10.04.2022